Während 2021 bereits mit dem nahenden Frühling voranschreitet und die ersten Vorbereitungen für die neue Gartensaison laufen, wollen wir vom Tintenfässel zeitgleich einen Überblick über bisherige und zukünftige Ereignisse geben. Der erste Teil der Blogserie befasst sich mit der Natur im Gemeinschaftsgarten „Tintenfässel“, während der zweite Teil von kulturellen Höhepunkten in 2020 berichtet.
Biotopgestaltung
Der Gemeinschafts- und Naturgarten am Tintenfässel wird seit 2017 betrieben. Eine Menge Umbauten waren seit der Übernahme des damals noch verwilderten Gartens nötig gewesen. Die Biotopgestaltung erfährt dabei besondere Aufmerksamkeit – ganz im Sinne der heimischen Flora und Fauna. Nachdem wir beispielsweise 2019 die Wildbienennisthilfe aufgestellt hatten, die 2020 bereits zu Hälfte belegt war, haben wir uns der Gestaltung der Wildbienenecke gewidmet. Die Schaffung von besonnten, trockenen und feuchten, unbewachsenen Sand- und Lehmbodenhügeln ergeben nun verschiedenartigste Gegebenheiten auf engem Standort. Eine Vielfalt an Wildbienen, Schlupf- und Wegwespen ließ nicht lange auf sich warten. Die ersten Pioniere legten bereits während unserer Bauphase ihre Röhren im Rohboden an.
Bei dem 2019 angelegten Schotterrasen ist die Saat aufgegangen. Da der Platz wegen Corona vergleichsweise wenig betreten wurde, konnten die Pflanzen ohne große Störung blühen und waren ein Paradies für Wildbienen und andere blütenbesuchende Insekten. Die Samenkapseln wurden im Herbst von Distelfinken und von zwei jungen Feldsperlingen als Nahrungsgrundlage genutzt, die noch vor der Verputzung des Gartenhauses flügge geworden sind.
Neue Arten entdeckt
Leider mussten Veranstaltungen zur Umweltbildung für Kinder und die naturkundlichen Führungen wegen Corona abgesagt werden. Ganz ähnlich sah es bei den Exkursionen und Geländepraktika im Studiengang Geoökologie an der Bergakademie Freiberg aus. Da man Artenkenntnisse nicht allein über Online-Vorlesungen erwerben kann, haben sich einige Studenten selbst organisiert und den Garten als Ausgangspunkt für die Erforschung der Insektenwelt des Gartens und der Umgebung genutzt. Bemerkenswerte Funde waren dabei z.B. das Esparsettenwidderchen. Auf der Brachfläche gegenüber des Gartens konnte die besondere Eigenart dieser geschützten Schmetterlingsart beobachtet werden. Sie finden sich abends gern zu Schlafgemeinschaften an der Spitze von Pflanzen zusammen.
Zudem gelang 2020 der Erstnachweis der Großen Sichelschrecke am Häuersteig. Diese grüne Heuschrecke ist eine wärmeliebende Art und das erste Mal vor 4 Jahren auf den Halden im Norden von Freiberg aufgetaucht. Auch der Große Wollschweber, eine pelzig braun behaarte Fliege mit einem Rüssel, der fast genauso lang wie ihr Körper ist, konnte beobachtet werden. Wollschweber sind auf eine hohe Dichte von Wildbienen angewiesen, da sie – ähnlich wie der Kuckuck bei den Vögeln – vor den Wirtsnestern die mit einer feinen Erdschicht bepuderten Eier abwerfen. Die Junglarven kriechen dann in die Röhren der Wildbienen und finden dort Nahrung und Schutz vor dem Winter, bevor sie im März schlüpfen.
Stockenten setzten Amphibien zu
Der 2018/2019 angelegte Teich erwies sich nicht nur als Badeparadies für viele Vögel. Leider fanden sich im Wechsel auch zwei Stockentenpaare ein, die in nahegelegenen Balkonkästen brüteten und jede Scheu vor Menschen verloren hatten. Diese aus falsch verstandener Tierliebe mit Brot gemästeten Enten waren auf der Suche nach etwas Abwechslung in ihrem Speiseplan. Da es nur noch wenige Amphibienlaichgewässer in der unmittelbaren Umgebung gibt, konzentrierten sich die beiden Entenpaare auf unseren Teich, um nach Leckereien wie z. B. Froschlaich zu suchen. Dabei fraßen sie fast alles, was sie an Tieren und Pflanzen im Teich erwischen konnten und wühlten auch den Lehm auf, wodurch das Wasser das ganze Frühjahr hindurch trüb war. Erst im Frühsommer, nachdem der Teich für die Stockenten nicht mehr attraktiv war, wurde das Wasser wieder klar.
Durch die Wassertrübung konnten die Teichmolche zwar nicht bei ihrem Hochzeitstanz beobachtet werden, am Boden fanden sich aber später die Teichmolchlarven. Da die Teichmolche ihre Eier einzeln ablegen, entkamen diese dem Menü der Enten.
Die größte Überraschung war, dass Teichfrösche vom Soldatenteich bis in unsere Kleingartenanlage gewandert kamen und hier als Jungtiere ein Ausweichquartier suchten. Am Ende des Sommers waren die Frösche schon soweit herangewachsen, dass man die ersten quakenden Geräusche vernehmen konnte. Vielleicht ist im nächsten Jahr dann das erste richtige Quaken zu hören. Weiterhin erfreulich ist, dass die Waldeidechse, die wir durch die Gestaltung des Gartens vertrieben hatten, durch das geringere Begängnis in diesem Jahr zum ersten Mal wieder aufgetaucht ist.
Wir sind nun gespannt, wie sich der Garten 2021 weiterentwickelt. Doch nun zu den Bildern aus dem Garten!
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